Im Verlag SCM R. Brockhaus (Witten) gibt es jeweils eine Bibelausgabe speziell für Männer und für Frauen. Sie waren für den Negativpreis „Der Goldene Zaunpfahl“ nominiert. Die Auszeichnung will auf Geschlechterklischees in der Werbung aufmerksam machen. Den Preis erhielt ein anderes Produkt. Die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) nahm die Nominierung zum Anlass, um zwei Journalisten zu fragen: Brauchte es wirklich geschlechterspezifische Bibelausgaben?
Pro: Männer und Frauen sind gleichberechtigt, haben aber unterschiedliche Geschmäcker
Für geschlechterspezifische Bibelausgaben plädiert der Theologe, Journalist und Mitherausgeber von „Die Bibel für Männer“, Rüdiger Jope (Witten). Männer und Frauen seien gleichberechtigt und gleich viel wert, aber es gebe unterschiedliche Geschmäcker. So existierten beispielsweise Frauen- und Männerkreise und geschlechterspezifische Zeitschriften. „Warum also nicht auch eine Bibel für Männer und Frauen?“ „Die Bibel für Männer“ frage nach Interessen und Sorgen der Leser und biete so Unterstützung „im (Glaubens-)Alltag“. Wenn es darum geht, Interesse an der christlichen Botschaft zu wecken, müsse zudem „der Köder dem Fisch schmecken – nicht dem Angler“. Das zeigten auch vergleichbare Spezialausgaben, etwa Bibeln für Fußballfans.
Kontra: Wer entscheidet, welche biblischen Inhalte für Frauen oder Männer wichtiger sind?
Kritik an einer Bibelausgabe speziell für Männer und Frauen äußerte hingegen die Journalistin und Autorin Birgit Kelle. Es gebe nur eine Bibel: „Für jeden von uns ist jedes einzelne Wort gleich relevant.“ Die Bibel sei zwar ein Bestseller, aber „kein Produkt mit verschiedenen Geschmacksrichtungen“. Sie frage sich zudem, wer denn glaube, vorselektieren zu dürfen, was für Männer oder für Frauen denn nun wichtiger sei. Welche Texte sie als Leserin interessierten, entscheide sie „schon gern allein“.
Themenkapitel beschäftigen sich mit Politik und „Erfolgreich Scheitern“
Die „Männer-Bibel“ stellt unter anderem eine Reihe biblischer Personen vor und zieht daraus Lehren für das Leben von Männern heute. So heißt es über Jakob: „Seine Berufung war unaustauschbar, auch wenn er krumme Dinger drehte und selbst krumm ging. Und das gilt auch für jeden anderen Menschen, durch den Gott wirkt und für den er trotz mancher Verbogenheit doch eine Verwendung hat.“ Neben den Lebensbildern enthält die Bibel eine Reihe von thematischen Kapiteln, etwa zu den Themen „Erfolgreich Scheitern“, „Sexualität“ oder „Die Bibel und die Politik“. Die „Frauen-Bibel“ beschäftigt sich mit Themen wie „Mirjam – zur Verantwortung berufen“, „Maria Magdalena: Geheilt und befreit“ oder „Debora: Eine Frau in politischer Verantwortung“.