Das Hospiz „Friedensberg“ in Lauchhammer im Süden des Bundeslandes Brandenburg war auch im letzten Jahr fast zu 100 Prozent belegt, informierte Lothar Scheel (Hannover), geschäftsführender Vorsitzender des Advent-Wohlfahrtswerkes (AWW) der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Die Situation der Mitarbeitenden im Haus sei stabil und die Warteliste für die Aufnahme ins Hospiz werde immer länger.
Wer meint, es ginge in einem Hospiz nur ums Sterben der merke bei einem Besuch in „Friedensberg“ schnell, dass es vielmehr ums Leben gehe. Nicht nur weil Sterben ein unveränderbarer Teil des Lebens sei und darum integriert und nicht verdrängt und abgeschoben gehöre, sondern weil gerade hier Menschen mit den wesentlichen Fragen des Lebens konfrontiert würden. Etwa: Welches Fazit zieht ein Mensch angesichts des nahen Endes? Was bleibt am Ende und hat Bestand? Wofür lohnt es sich zu leben?, so Scheel.
Statt Rückzug Zuwendung, Verständnis und Menschlichkeit
Michael Götz, Pastor der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Berlin, käme jede Woche einen ganzen Tag ins Haus, um die Gäste und ihre Angehörigen, aber auch das Pflegepersonal zu unterstützen und zu begleiten. Viele von ihnen hätten den Kontakt zur Kirche schon vor Jahrzehnten abgebrochen und ihren Glauben an einen gütigen Gott verloren, berichtet Scheel. Dennoch wollten sie jetzt nicht allein und auf sich selbst gestellt sein. Sie erwarteten nicht Betroffenheit und Rückzug, auch keine lebensverlängernden Maßnahmen durch High-Tech-Medizin, sondern Zuwendung, Verständnis und Menschlichkeit. Das helfe, das Unvermeidliche anzunehmen und wecke die Hoffnung, dass mit dem letzten Atemzug vielleicht doch nicht alles vorbei und vergessen sein werde. Im Hospiz in Lauchhammer werde laut Scheel „den Tagen nicht nur mehr Leben durch eine hervorragende Pflege gegeben.“ Es sei auch „ein Haus, in dem man gern weilt, so merkwürdig das auch klingen mag“. Darum würden Angehörige ihre Lieben mit einem guten Gewissen nach „Friedensberg“ bringen, weil sie spürten, dass sie hier alles bekämen, was in den letzten Tagen dieses Lebens noch möglich sei.
In „Friedensberg“ mehr Tage als anderswo
Aber das Leben im Hospiz „Friedensberg“ habe auch mehr Tage als anderswo. Auf diesen Aspekt wiesen die beiden Geschäftsführer der Einrichtung, Georg Remmert und Sylvia Finsterbusch, hin. Liege die durchschnittliche Verweildauer in einem Hospiz im Bundesdurchschnitt bei 18 Tagen, so seien es in Lauchhammer im Durchschnitt 43 Tage, die Menschen hier verbringen würden. „Mehr noch: Totkranke und Aufgegebene leben wieder auf und gewinnen Leben und Lebensqualität zurück.“ Seien es in anderen Häusern ein oder zwei Personen die das Hospiz lebend verließen, wären es „Friedensberg“ fünf bis sechs Personen im Jahr, die zurück zu ihren Angehörigen oder in eine Pflegeeinrichtung gehen und etliche Monate, teilweise sogar Jahre an Lebenszeit gewonnen hätten. Woran das liege, „wissen wir nicht“, meinten die beiden Geschäftsführer der Einrichtung. Es sei wohl die Gesamtheit vieler Faktoren, eine Art „Puls des Lebens“, angefangen von der warmen Atmosphäre des Hauses, dem wunderschönen Garten, der hervorragenden Pflege bis hin zur seelsorgerlichen Begleitung, die zum Leben ermutige oder auch in Frieden sterben lasse.
Hospizarbeit des AWW in Deutschland
Für die Patienten stehen in Lauchhammer zehn Einzelzimmer zur Verfügung, die direkten Zugang zum Duschbad bieten. Alle Zimmer haben die Möglichkeit des Rooming-In für Angehörige. Ein separates Angehörigenzimmer steht ebenfalls zur Verfügung. Am 29. Juni 2019 feiert das Hospiz Friedensberg sein 10-jähriges Bestehen.
Das Advent-Wohlfahrtswerk (AWW) unterhält außerdem seit 2014 das Hospiz „Am Stadtwald“ in Uelzen mit elf Plätzen und seit 2006 einen ambulanten Hospizdienst in Berlin.