Als eines der größten Wunder in der deutschen Geschichte wird mit Fug und Recht der völlig unerwartete Fall des ganz Europa trennenden Eisernen Vorhangs bezeichnet. Eine einzigartige Tagung bietet nun vom 20. bis 23. Oktober die Möglichkeit, Christen zu hören und zu befragen, die an der Friedlichen Revolution führend beteiligt waren. Viele von ihnen werden aus Altersgründen beim 40-jährigen Jubiläum des Mauerfalls vermutlich nicht mehr referieren können.
„Ein Wunder ist das, was Menschen nicht für möglich halten und das trotzdem eintrifft. Wir alle haben ein solches Wunder Gottes erlebt: die deutsche Einheit.“ Dieses Resümee stammt von einem führenden Bürgerrechtler in der DDR, dem sächsischen Oberkirchenrat und späteren Justizminister Steffen Heitmann (Dresden) in einem idea-Interview. Wer heute vor 30 Jahren geäußert hätte, in wenigen Monaten falle die Mauer, wäre im Osten verhaftet und im Westen für verrückt erklärt worden. Ein Ende der zweiten Diktatur in Deutschland im 20. Jahrhundert sah kaum jemand voraus, obwohl sie zahllose Verbrechen verübte: Wer von einem Teil unseres Landes in den anderen floh, wurde erschossen (über 1.000 Tote); wer der sozialistischen Regierung widersprach, wurde verhaftet (rund 280.000, darunter auch zahlreiche Christen). Von den 17 Millionen Bürgern wurden sechs (!) Millionen von der Stasi bespitzelt. Wer sich weigerte, an der atheistischen Jugendweihe teilzunehmen oder in die kommunistische „Freie Deutsche Jugend“ (FDJ) einzutreten, durfte meist kein Abitur machen. Die Diskriminierung von Christen führte dazu, dass die Zahl der Kirchenmitglieder in der Sowjetisch Besetzten Zone (SBZ, von 1945 bis 1949) bzw. der DDR (1949 bis 1989) von 94,5 Prozent (1946) auf rund 20 Prozent sank. Es waren vor allem mutige Christen, die (durch Evangelisationen, Friedensgebete, die Aktion „Schwerter zu Pflugscharen“ usw.) zum Fall der Mauer beitrugen. Dass eine Diktatur durch eine friedliche Revolution abgelöst wurde, ist ein weltweit einmaliges Ereignis.
Was können Ost und West voneinander lernen?
Daran soll auf der Tagung „30 Jahre Friedliche Revolution“ im Christlichen Gästezentrum „Schönblick“ in Schwäbisch Gmünd vom 20. bis 23. Oktober erinnert werden. Es geht aber nicht nur um einen Rückblick, sondern auch um eine Bilanz dieses Wunders. Themen sind beispielsweise: „Was können Ost und West voneinander lernen?“, „Ist die Aufarbeitung der kommunistischen Verbrechen geglückt?“, „Wie baut man im Osten Gemeinde?“, „Wie haben Christen in der DDR Gott erfahren?“.
Schirmherr der Konferenz ist der wohl erfolgreichste Ministerpräsident in den östlichen Bundesländern, Prof. Kurt Biedenkopf (Dresden, sächsischer Regierungschef bis 2002). Mit dabei sind viele bekannte, mutige Christen von Harald Bretschneider über die Holmer-Familie bis hin zu Astrid Eichler, Alexander Garth, Freya Klier, Jan von Campenhausen, Thomas A. Seidel, Matthias Storck, Alexander Thies usw. Den Abschlussgottesdienst wird der pommersche Bischof Hans-Jürgen Abromeit halten. Der ehemalige Fernsehmoderator und Bestsellerautor Peter Hahne spricht über „Toleranz oder Widerstand? – Was wir vom Mauerfall lernen können“.
Warum diese Tagung im Westen?
Die Konferenz findet im „Westen“ statt, weil die meisten Christen in der ehemaligen DDR natürlich noch wissen, wie und warum die Mauer fiel. Und viele unserer dortigen Schwestern und Brüder sind darüber traurig, dass sich so wenige in Westdeutschland dafür interessieren, was und wie Gott in der DDR und danach wirkte. Deshalb veranstalten der Schönblick und die Evangelische Nachrichtenagentur idea diese Konferenz bewusst im Schwäbischen.
Der Autor, Helmut Matthies (Brandenburg an der Havel), ist Vorsitzender der Evangelischen Nachrichtenagentur idea.
Weitere Informationen und Anmeldung:
Tel.: 07171/97070 Fax: 07171/9707172 E-Mail: info@schoenblick.de www.schoenblick.de/friedlicherevolution