Die return-Fachstelle Mediensucht in Hannover bekommt zunehmend Anfragen zum Thema Pornografiekonsum. Das teilte der Fachstellenleiter Eberhard Freitag der Evangelischen Nachrichtenagentur idea mit. Sie machten inzwischen rund ein Drittel der Fälle aus. Auch Präventionsanfragen nähmen stark zu. Betroffen seien Menschen aller Altersstufen, vorwiegend aber Männer ab 25 Jahren. Insgesamt nähmen jährlich etwa 200 Klienten Beratung bei der Fachstelle in Anspruch. Gründe für den Anstieg sind laut Freitag die gewachsene Sensibilität für das Thema in der Gesellschaft und die steigende Bekanntheit der Beratungsstelle. Einige Betroffene meldeten sich, weil sie den Pornografiekonsum nicht mit ihrem christlichen Glauben vereinbaren können. Viele merkten, dass ihre Beziehungsfähigkeit darunter leide. In den Beratungsgesprächen spiele der christliche Glaube nur eine Rolle, wenn die Klienten das wünschten, so Freitag. „Dann können auch existenzielle Fragen, etwa nach Schuld und Vergebung, zur Sprache kommen.“ Die Lösung von der Pornografiesucht geschehe in der Regel in einem längeren Prozess von über einem Jahr. Es gehe darum, dahinterliegende Motive wie Einsamkeit, Langeweile und Überforderung zu erkennen und zu überwinden.
Wenig Problembewusstsein für soziale Netzwerke
Das mit zwei Dritteln der Fälle nach wie vor häufigste Thema bei der Beratung ist laut Freitag exzessives Computerspielen. Hier arbeite man eng mit den Eltern der Jugendlichen zusammen, weil es darum gehe, sie auf Dauer „in ihrer Erziehungsverantwortung zu stärken“. Sie suchten häufig Beratung, weil die Auswirkungen des übermäßigen Spielens oder auch der Sucht massiv seien: Jugendliche vernachlässigten die Schule, Freizeitaktivitäten wie Sport und seien teilweise nicht mehr ansprechbar. Bemerkenswert ist aus Sicht Freitags, dass trotz weit verbreiteter übermäßiger Nutzung von sozialen Netzwerken sich zu diesem Thema kaum jemand beraten lässt. Seiner Wahrnehmung nach kann der intensive Gebrauch von Social-Media-Anwendungen die Beziehungsfähigkeit und das Selbstbild von Menschen negativ beeinflussen. Die return-Fachstelle ist seit elf Jahren in Hannover aktiv, davon war sie sieben Jahre lang beim freikirchlichen Diakoniewerk Kirchröder Turm angesiedelt. Seit Anfang des Jahres 2019 ist sie eigenständig als gemeinnützige GmbH und hat größere Räume bezogen. Bei der Fachstelle sind acht Personen angestellt: vier Hauptamtliche (davon drei in Teilzeit), zwei Minijobberinnen und zwei Ehrenamtliche. Neben der Beratungsarbeit vor Ort sind die Mitarbeiter bundesweit zu Vorträgen und Fortbildungen unterwegs.