Menü
Sie sind hier:

„Ich bin fromm – und ich stehe dazu“ – Interview mit Dieter Falk

Von: nicole Datum Beitrag: 28.11.2025 Kommentare: Keine Kommentare Tags: , , ,

Wenn sich andere auf Weihnachten einstimmen, beginnt für ihn die arbeitsreichste Zeit des Jahres: Komponist und Musikproduzent Dieter Falk geht im Advent auf Tour. Mit der IDEA-Redakteurin Erika Weiss sprach er darüber, wie er Heiligabend mit seiner Familie feiert, was sein liebstes Weihnachtslied ist und was sein Chormusical „Bethlehem“ besonders macht.

IDEA: Herr Falk, gerade laufen die letzten Proben für das neue Musical „Maria Theresia“ in Wien. Ab dem 20. Dezember geht es auf Tour mit dem Chormusical „Bethlehem“. Können Sie mit Blick auf die Adventszeit überhaupt zur Ruhe kommen?

Dieter Falk: Die Adventszeit ist für uns Künstlerinnen und Künstler die absolute Hochsaison. Ich kenne es nicht anders. Ich leite zum Beispiel auch das jährliche Weihnachtssingen im BVB-Stadion und Weihnachtskonzerte im Apollo-Theater in Siegen. Entspannen kann ich erst Anfang Januar. „Bethlehem“ ist für mich ein Herzensprojekt, aber „Maria Theresia“ ist musikalisch gesehen das größte Ding, das ich bisher gemacht habe. Das läuft „en suite“, also ein Jahr lang jeden Tag. Trotz aller Arbeit am Ende des Jahres: Wir haben einen starken familiären Zusammenhalt, unsere erwachsenen Söhne kommen in der Adventszeit oft zu Besuch – das ist uns sehr wichtig.

IDEA: Wie feiern Sie Weihnachten?

Falk: Ganz klassisch. Wir gehen als Familie in den Heiligabend-Gottesdienst und treffen uns danach mit der engeren Verwandtschaft. Und bei uns ist klar geregelt: Ich koche fast das ganze Jahr – aber an Heiligabend und Weihnachten kocht meine Frau. Es gibt Kartoffelsalat angereichert mit ein bisschen Herings-Salat und Würstchen, das kenne ich noch aus dem Siegerland. Am ersten Weihnachtstag gibt es Gans. Dazu läuft bei uns das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach auf Dauerschleife – meine Kinder kennen das gar nicht anders und waren da früher auch nicht immer begeistert. Später kommt dann Michael Bublé mit Big Band-Stimmung. Und wenn das Glöckchen zur Bescherung nicht klingelt, beschweren sich unsere Söhne. Es ist erstaunlich, wie sehr Traditionen auch für große Kinder ein Fest prägen.

IDEA: Haben Sie ein Lieblings-Weihnachtslied?

Falk: Ja: „Ich steh an deiner Krippen hier“. Ich finde diese Kombination von Johann Sebastian Bach und Paul Gerhardt einfach grandios – obwohl sie sich nie begegnet sind. Der Text spricht mich sehr an, gerade die erste Zeile: „O Jesu, du mein Leben.“ Das ist wie ein Glaubensbekenntnis. Ich bin fromm – und ich stehe dazu. In Wien, wo ich gerade arbeite, sprachen mich einige aus dem Team an, und meinten: „Du kommst doch auch aus der christlichen Musikszene?“ Sie sagten mir, dass sie auch Christen sind. Ich freue mich dann, wie viele Christen es anscheinend doch in der Künstlerszene gibt.

IDEA: Ihre Söhne sind ebenfalls musikalisch aktiv – Ihr Sohn Paul sogar professionell. Wie haben Sie es geschafft, ihnen Ihre Begeisterung weiterzugegeben, ohne Druck aufzubauen?

Falk: Wir hatten zehn Jahre lang eine Familienband „Falk & Sons“. Zu Beginn waren die Jungs elf und dreizehn Jahre alt. Es war mein Versuch, ihnen Bach näherzubringen – in neuen Versionen. Daraus wurde ein richtiges Projekt mit über 100 Konzerten. Ich habe gemerkt: Wenn man ein Ziel hat, einen Auftritt zum Beispiel, dann entsteht Motivation von selbst. Selbst Kinder, die sonst lieber den Musikunterricht schwänzen würden, sind dann mit Begeisterung dabei. Paul arbeitet heute eng mit mir zusammen – gerade hat er mich in Wien wunderbar vertreten, weil ich wegen eines Unfalls acht Wochen außer Gefecht war. Wenn unser ältester Sohn Max, der Arzt, aber auch ein toller Drummer ist, nach Hause kommt, zieht es ihn als Erstes in den Keller ans Schlagzeug. In seiner Mietwohnung hat er nicht die Möglichkeit.

IDEA: Woher kommt Ihre Begeisterung für die Musik?

Falk: Meine Mutter war Klavierlehrerin und leitete einen Chor in der Freien evangelischen Gemeinde in Siegen-Geisweid – da habe ich auch als Kind mitgesungen. Musik war bei uns zu Hause immer präsent. Mein Bruder ist ebenfalls Musiker, wurde dann später Redakteur beim SWR. Mein Vater war Handwerker, hat aber gern gesungen. Gerade an Weihnachten haben wir viel gemeinsam musiziert – das hat mich geprägt.

IDEA: Ab dem 20. Dezember sind Sie mit „Bethlehem“ wieder auf Tour. Was können die Besucher Neues erwarten?

Falk: Don’t change a winning concept (Deutsch: Ändere kein erfolgreiches Konzept). Das Stück funktioniert prima, die Reaktionen der ersten beiden Tourneen sind sehr positiv. Und für die meisten Besucher ist „Bethlehem“ ein total neues Musical. Gerade bei der Show in München kommen viele Chormitglieder aus der eher katholischen Region Regensburg, wo ich auch an der Hochschule unterrichte. Für viele von ihnen sind diese großen Gospel-Chorprojekte neu und ihre Begeisterung ist riesig. Das Format der Projektchöre ist ideal: Es ist zeitlich begrenzt, man probt auf ein konkretes Ziel hin – das motiviert.

IDEA: Wird es auch 2026 eine neue Tour geben?

Falk: Ja, das ist der Plan des Veranstalters Creative Kirche. Wir wollen dann auch in kleinere Städte gehen. Dieses Jahr sind wir vor allem in großen Medienstädten unterwegs. Aber Bethlehem lebt auch von lokalen Partnern, die das Projekt vor Ort mittragen. Schön ist es, wenn unsere Lieder dann in Gottesdiensten von Buxtehude bis Berchtesgaden gesungen werden.

IDEA: Warum lohnt sich ein Besuch von Bethlehem?

Falk: Weil es eine Geschichte, die jeder kennt neu erzählt, mit aktuellen Bezügen und Interpretationen. Die Musik verwendet zum Teil bekannte Weihnachtsmotive, neu arrangiert. Die meisten gospeligen Songs sind neu komponiert. Es gibt viele emotionale Momente. Ich habe auch Menschen eingeladen, die nicht gläubig sind – aber am Ende saßen sie mit Tränchen in den Augen da. Bethlehem zeigt: Globaler Friede beginnt im Kleinen, im Persönlichen. Und das ist gerade heute eine Botschaft, die wir alle gut gebrauchen können.

Infos & Termine: Das Chormusical Bethlehem ist vom 20. Dezember 2025 an auf Tour – mit Stationen in Braunschweig, Hamburg, München und Stuttgart. Weitere Infos: chormusicals.de/bethlehem

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert