Freunde und Familie haben am 17. Juni auf dem Friedhof im hessischen Bickenbach Abschied von dem YouTuber Philipp Mickenbecker genommen. Er hat Millionen von Menschen von Jesus erzählt. IDEA-Redaktionsleiterin Daniela Städter war bei der hoffnungsfrohen Beerdigung vor Ort.
Die Kirchenglocken läuten, weiße und bunte Ballons steigen in den tiefblauen Himmel. Es ist der Abschluss der Beerdigung von Philipp Mickenbecker an einem der heißesten Tage des Jahres. Auf den Kärtchen an den Ballons stehen Hoffnungssprüche, um als Symbol für die Auferstehung Hoffnung steigen zu lassen, sagt Bestsellerautor Christopher Schacht („Mit 50 Euro um die Welt“), der die Beerdigung moderiert.
Es ist trotz aller tiefer Trauer über den Verlust, trotz vieler Tränen, die an diesem Nachmittag fließen, auch eine Zeit voller Dankbarkeit und vor allem voller Hoffnung; eine Beerdigung, bei der viele Freunde über Philipp und seine Glaubensgewissheit berichten; eine Beerdigung, die mit gemeinsamem Gesang und dem Lobpreislied „Die Ewigkeit ist mein zu Hause“ (Outbreakband) beginnt. Es folgt das Lied, das auf Wunsch von Sabine Mickenbecker, der Mutter von Philipp, bereits am Sterbebett gesungen wurde: „No longer a slave to fear“ (Nicht länger ein Sklave der Angst).
Er hat sich entschieden, sich zu freuen
Kevin Lux, ein Freund von Philipp, betont in seiner Rede, dass Philipp nicht – wie oft geschrieben worden sei – den Kampf gegen den Krebs verloren habe: „Er hat den Kampf gewonnen.“ Lux, er macht eine Ausbildung zum Anästhesiepfleger, berichtet, dass Philipp selbst kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus, als er bereits viel Blut verloren hatte, ihn noch angelächelt habe: „Er hat sich entschieden, sich zu freuen.“ Lux wirbt dafür, Christ zu werden und die Hoffnung allein auf Jesus zu setzen: „Wenn wir sterben, werden wir bei Christus sein. Und das ist das Schönste, was es gibt.“ Er habe im Krankenhaus schon viele Menschen erlebt, denen mit Blick auf ihre Todesdiagnose plötzlich klarwurde, dass ihnen Geld, Arbeit oder Familie keinen Halt mehr geben können: „Aber diese Hoffnung, die wir auf Christus schmeißen, die kann keiner wegnehmen.”
Evangelistisches Zeugnis
Die vielen persönlichen Geschichten von Freunden auf der Beerdigung geben einen Einblick in das Leben von Philipp Mickenbecker, der – wie er selbst in seinem Buch geschrieben hat – bei strenggläubigen Eltern aufwächst, dann lange nichts von Gott wissen will, Gott herausfordert, schließlich Gottes „übernatürliche Liebe“ spürt und zu einem Jesusliebhaber und -verkündiger wird, der anderen geduldig zuhört, für sie betet und aufgrund seiner Bekanntheit Millionen Menschen erreicht.
Und so wird auch seine Beerdigung zu einem evangelistischen Zeugnis, zu einer Einladung, sich mit Christus auseinanderzusetzen und auf ihn einzulassen. Pastorin Elsie Wenz vom Gospel Forum Stuttgart sagt auf der Beerdigung: „Was Philipp gesät hat, werden wir auch in den nächsten Monaten und Jahren sehen.“ Sie und ihr Ehemann Markus waren am Nachmittag des 9. Juni kurz vor Philipps Tod noch bei ihm im Krankenzimmer und haben mit ihm Abendmahl gefeiert. Auch sie sind auf einen lächelnden Philipp getroffen. Er habe physisch spüren können, dass die Herrlichkeit Gottes im Raum ist, sagt Pastor Markus Wenz.
Der Schauspieler Samuel Koch berichtet von Gesprächen mit Philipps Mutter Sabine, die ebenso wie Vater Peter nun das zweite ihrer Kinder beerdigen muss. Denn bereits 2018 war Tochter Elli bei dem Absturz eines Ultraleichtflugzeuges ums Leben gekommen. Die Gräber der beiden Kinder befinden sich auf dem Friedhof nebeneinander. Koch erzählt, dass Sabine Mickenbecker ihm berichtet habe, dass die Familie schon von klein auf viel Zeit draußen verbracht habe und dass die Kinder die ersten Jahre während der Grundschulzeit zu Hause unterrichtet wurden, dass sie schon immer viel Freude an Aktivitäten und Bewegung hatten. Christopher Schacht berichtet, dass der Vater von Philipp am Sterbebett einen Bibelvers aus einem Kalender vorgelesen habe: „Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn” (Philipper 1,21). Dieser Kalender habe ihnen schon bei dem Tod von Elli Kraft gegeben.
Pastor: Philipp lebt, weil Jesus lebt
Auch der Pastor der Gemeinde Ecclesia Frankfurt, Christian Schneider, lenkt in seiner Ansprache den Blick auf die Ewigkeit: „Philipp lebt, weil Jesus lebt.“ Mickenbecker, der die zum Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) gehörende Ecclesia-Gemeinde besucht hat, habe in dem Leben vieler Menschen Spuren hinterlassen. Auch Schneider spricht von der zentralen christlichen Botschaft der Hoffnung: „Jeder, der an Jesus glaubt, wird auferstehen. Denn Jesus ist die Auferstehung und das Leben.“
Unser Gott schenkt Leben
Und dann schildert Schneider seinen letzten Kontakt zu Philipp. Am Todestag habe er Philipp um 17.43 Uhr noch einmal geschrieben – dass er an dem Tag Vater einer Tochter geworden ist und weiter für Philipp beten werde. Eine Stunde später habe Philipp eine Sprachnachricht geschickt. Seine Stimme sei schwach, aber weiterhin voller Freude gewesen. Philipp habe sich riesig über die Geburt gefreut und dann geäußert: „Die Ärzte sagen, ich werde demnächst einfach friedlich einschlafen. Und da habe ich nichts dagegen. Ich weiß, Gott ist ein Gott, … der Leben schenkt. Amen.“ 90 Minuten später war Philipp im Kreis seiner Familie und der engsten Freunde friedlich eingeschlafen.
Tief beeindruckt
Philipp Mickenbecker hatte einen Glauben, der ihn im Leben und im Sterben getragen hat. Diese lebendige Beziehung zu Jesus, dieses konsequente Vertrauen auf Gott hat viele Menschen beeindruckt. Er hat die technischen Möglichkeiten genutzt, um Menschen zu erreichen. Auch die Beerdigungsfeier kann weiterhin online angeschaut werden. Hunderttausende haben das bereits getan. Und sie hinterlassen in den sozialen Netzwerken bewegende Rückmeldungen. Eine Pastorin schreibt: „Philipps Leben und sein Sterben ist ein inspirierendes Glaubenszeugnis an Jesus Christus. Ich bin tief beeindruckt, deswegen werde ich auch morgen von Philipp in meiner Predigt erzählen.“ Ein anderer Zuhörer äußert: „Philipp hat bei mir die Sicht auf die Welt geändert und meine bis vor 6 Monaten fast täglichen Panikattacken beendet.“ Atheisten beginnen, mit Christen über ihren Glauben zu sprechen, schwer erkrankte Menschen bekommen Hoffnung und beschäftigen sich mit Jesus. Ein langjähriger Freund von Philipp und seinem Zwillingsbruder Johannes, Eric Westphal, hat sich zwei Stunden nach dem Tod Philipps taufen lassen. Das ist das Erbe, das Philipp hinterlässt.
Philipp Mickenbecker war am 9. Juni im Alter von 23 Jahren gestorben. Er hat zusammen mit seinem Zwillingsbruder Johannes seit 2016 den Kanal „The Real Life Guys“ betrieben, auf dem die beiden ihre rund 1,4 Millionen Abonnenten mit kreativen und außergewöhnlichen Projekten begeistern. Im Oktober 2020 machte Mickenbecker öffentlich, dass er erneut an Lymphdrüsenkrebs erkrankt ist. Seitdem hatte er viele Intervieweinladungen angenommen und in Schulen, Fernsehsendungen und Gemeinden von seinem Glauben gesprochen. Die Beerdigung kann auf YouTube auf dem Kanal „Life Lion“ weiterhin angeschaut werden. Den Kanal haben die Mickenbeckers gemeinsam mit Christopher Schacht und dem Videoproduzenten Helge Döker (siehe IDEA-Ausgabe 24/2021) im August 2020 gegründet.
Auf der Beerdigung trugen unter anderen das Hip-Hop-Duo „O’Bros“, der Liedermacher Samuel Harfst und der Sänger Daniel Jakobi Stücke vor, die sie zum Teil für oder mit Philipp und Johannes geschrieben haben. Vorbereitet wurde die Beerdigung von seinen Freunden. Philipp hatte laut Christopher Schacht zuvor nur einen Wunsch geäußert: dass das Lied „Don’t miss me when I’m gone“ (Vermiss mich nicht, wenn ich weg bin) gespielt wird.