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Archäologischer „Sensationsfund“ in Frankfurt am Main

Von: ideauser Datum Beitrag: 13.12.2024 Kommentare: Keine Kommentare Tags: , , , ,

Christen leben offenbar bereits deutlich länger in Deutschland, als bisher angenommen worden ist. Das teilte die Stadt Frankfurt am Main am 11. Dezember mit. Zur Begründung verweist die Stadt in einer Mitteilung auf ein kleines Silberamulett in Form einer Miniaturschriftrolle, das bereits 2018 bei Ausgrabungen gefunden worden war und deren Inschrift jetzt von Wissenschaftlern entschlüsselt werden konnte. Das Amulett soll 1.800 Jahre alt sein.

18 Zeilen auf Silberfolie

Auf der sehr dünnen Silberfolie wurde ein 18-zeiliger Text entdeckt. Die Inschrift überdauerte die Jahrhunderte, weil sie in einem etwa streichholzschachtelgroßen Silberamulett geschützt war. „Jede Zunge bekenne sich (zu Jesus Christus)”, lautet das Ende der Botschaft. Nach den Worten des Frankfurter Oberbürgermeisters Mike Josef (SPD) ist der Fund der älteste Nachweis für christliches Leben nördlich der Alpen. Der Träger des Amuletts sei eindeutig ein gläubiger Christ gewesen. „So etwas ist ein Sensationsfund”, sagte Josef bei der Vorstellung. Deshalb müsse die Geschichte des Christentums nördlich der Alpen umgeschrieben werden. Das Grab, in dem das Amulett gefunden wurde, wird von Experten auf den Zeitraum zwischen 230 und 270 nach Christi Geburt datiert. Josef zeigte sich davon überzeugt, dass man durch den Fund die Geschichte des Christentums in Frankfurt und darüber hinaus um rund 50 bis 100 Jahre zurückdrehen müsse. Sichere Nachweise für christliches Leben in den Gebieten des Römischen Reiches nördlich der Alpen stammen in der Regel erst aus dem 4. Jahrhundert n. Chr.

Schriftrolle wurde „digital entrollt“

Entdeckt wurde das Objekt auf einem römischen Friedhof im heutigen Frankfurter Stadtteil Praunheim. Erst mit Hilfe von Computertomografien durch das Leibniz-Zentrum für Archäologie in Mainz konnte die Schriftrolle „digital entrollt“ und schichtweise entziffert werden, ergänzte die Frankfurter Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD). Durch die lange Zeit im Erdboden sei die hauchdünne Folie zu brüchig gewesen, um sie manuell auszurollen.

Drei Stellen sprechen von Jesus Christus

Gleich an drei Stellen des rund 50 Wörter umfassenden Textes in lateinischer Sprache ist von Jesus Christus die Rede. Bei der verstorbenen Person habe es sich nach Einschätzung beteiligter Wissenschaftler um einen Mann gehandelt, der 35 bis 40 Jahre alt geworden sei. Unter seinem Kinn entdeckten die Experten das Amulett. Anhand von Grabbeigaben konnte die Bestattung bis auf wenige Jahrzehnte eingegrenzt werden.

Wie ein Puzzle wurde der Text entschlüsselt

Nach den Worten des Professors für Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen an der Frankfurter Goethe-Universität, Markus Scholz, musste der nahezu unleserliche Text „wie ein Puzzle“ entschlüsselt werden. Der Text preist Jesus Christus mit den Worten: „Heilig! Heilig! Heilig!“ Der Dezernent für Planen und Wohnen, Prof. Marcus Gwechenberger, dem das Denkmalamt unterstellt ist, wies darauf hin, dass im 3. Jahrhundert Christen noch verfolgt worden seien. Deshalb sei es ein Risiko gewesen, sich zu seinem Glauben zu bekennen: „Einem Mann aus Frankfurt war sein Glaube jedoch offenbar so wichtig, dass er ihn mit ins Grab nahm.“

Die Frankfurter Silber-Inschrift im Wortlaut

Hier die deutsche Übersetzung der lateinischen Inschrift. In Klammern stehen von den Frankfurter Experten vermutete Textergänzungen. Fragezeichen stehen für Textunsicherheiten.

„(Im Namen?) des Heiligen Titus. //

Heilig, heilig, heilig! //

Im Namen Jesus Christi, Gottes Sohn! //

Der Herr der Welt //

widersetzt sich nach [Kräften?] //

allen Anfällen(?)/Rückschlägen(?). //

Der Gott(?) gewährt dem Wohlbefinden //

Eintritt. //

Dieses Rettungsmittel(?) schütze //

den Menschen, der sich //

hingibt dem Willen //

des Herrn Jesus Christus, Gottes Sohn, //

da sich ja vor Jesus Christus //

alle Knie beugen: //

die Himmlischen, //

die Irdischen und //

die Unterirdischen, und jede Zunge //

bekenne sich (zu Jesus Christus).“

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