Wenn die Verkündigung in christlichen Gemeinden einseitig ist oder nur auf Wundern und Heilungsversprechen beruht, macht das Menschen krank. Davon ist der Theologe und promovierte Psychologe, Prof. Michael Großklaus (Villingen-Schwenningen), überzeugt. Er sprach auf dem 8. Christlichen Gesundheitskongress, der vom 16. bis 22. Januar stattfindet. Coronabedingt wird er digital veranstaltet. Großklaus ist auch Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Gnadenkirche im baden-württembergische Villingen-Schwenningen. Ihm zufolge leiden in Kirchen und Gemeinden stetig mehr Menschen an seelischen Nöten. Auch psychische Krankheiten könne Gott heilen, aber als spontanes Wunder geschehe das in der Regel nicht. „Wundersucht ist Götzendienst“, kritisierte Großklaus. Auch die Annahme, Probleme „einfach wegbeten zu können“, sei ein großer Fehler und fahrlässig im Umgang mit Betroffenen. Ausgewogene Predigten über das ganze Evangelium mit Jesus Christus im Zentrum vermittelten dagegen heilsame Aspekte.
Bewusstsein für psychische Erkrankungen erhöhen
Großklaus rät Gemeinden dazu, für psychischen Erkrankungen zu sensibilisieren. Beispielsweise könnten für Menschen mit einem geringen Selbstwert und Minderwertigkeitskomplexen an sich biblisch richtige Aussagen wie „Es geht nicht um dich. Es geht um Christus“ oder Aufforderungen, sich gering zu schätzen und stattdessen Jesus mehr Raum im Leben zu geben, auf Dauer psychische Probleme fördern.
Heilung ist ein Prozess
Dem Psychologen zufolge ist die Heilung von psychischen Erkrankungen für die Betroffenen ein Prozess. Er sollte von geschulten Seelsorgern in Gemeinden begleitet werden. In manchen Fällen sei auch therapeutische Hilfe nötig. Wie Großklaus sagte, gründet sich eine gesunder Glaube nicht auf Wundern, sondern auf dem Wort Gottes. Die seelsorgerliche Verkündigung sollte „in keiner Kirche fehlen“. Er ermutigte dazu, von Jesu Umgang mit Kranken, Aussätzigen, Frauen oder Sündern zu lernen. Der Christliche Gesundheitskongress steht unter dem Motto „Darauf kannst du dich verlassen! vertrauen.hoffen.verantworten.“ Die Plenumsveranstaltungen werden aus Hannover übertragen.
