Mit zahlreichen Gottesdiensten ist in Deutschland am 16. Januar die diesjährige Gebetswoche der Evangelischen Allianz zu Ende gegangen. Sie stand unter dem Motto „Der Sabbat. Leben nach Gottes Rhythmus“. Dieses Thema sei mit großem Interesse aufgenommen worden, berichtete der Vorsitzende der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD), Pastor Ekkehart Vetter (Mülheim an der Ruhr), der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA. Angesichts des Lebensgefühls eines pausenlosen Getriebenseins sei neu deutlich geworden, wie wichtig der wöchentliche Ruhetag als Geschenk Gottes sei. Zahlreiche örtliche Allianzen hätten das Thema zum Anlass genommen, um Vertreter messianisch-jüdischer sowie jüdischer Gemeinden einzuladen. So war im mittelhessischen Bad Nauheim der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Bad Nauheim und Wetterau, Manfred de Vries, zu Gast. Er sprach über den Schabbat.
In Tübingen predigte der messianische Jude Anatoli Uschomirski im Abschlussgottesdienst. Messianische Juden glauben an Jesus Christus als den Messias. Vetter: „Die Allianzgebetswoche setzte damit auch ein deutliches Signal gegen Antisemitismus und gegen die Ausgrenzung unserer messianisch-jüdischen Geschwister.“ Nach seinen Worten gab es in diesem Jahr wieder deutlich mehr Präsenz-Gebetstreffen als 2021. Außerdem hätten viele Ortsallianzen Veranstaltungen digital oder sogar hybrid angeboten. Die Internetseiten der EAD zur Gebetswoche seien weit über 100.000-mal aufgerufen worden. Aus dem Evangelischen Allianzhaus im thüringischen Bad Blankenburg wurde täglich eine Online-Gebetszeit angeboten, zu der sich Teilnehmer aus ganz Deutschland einwählten.
„Staffelübergabe“ in München
In München feierten Vertreter verschiedener Kirchen und Gemeinden in einem Gottesdienst den Abschluss der Allianzgebetswoche und den Beginn der „Gebetswoche zur Einheit der Christen“. Sie wird von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) getragen. Bei der symbolischen „Staffelübergabe“ überreichte Vetter dem ACK-Vorsitzenden, Erzpriester Radu Constantin Miron (Brühl bei Köln), eine Skulptur, die einen Fisch und ein Kreuz zeigt – zwei Symbole der Christenheit. Vetter rief zur Einheit der Christen auf: „Lasst uns zusammenrücken! Lasst uns füreinander beten und miteinander!“ Der griechisch-orthodoxe Erzpriester Miron sagte, für manche sei es gewöhnlich, mit Christen aus anderen Konfessionen zu beten, aber „in manchen Ländern ist es eine Sensation“. Es gehe darum, Christi Gebot der Einheit ernst zu nehmen.
„Hoffnungsmenschen“ gesucht
Der Generalsekretär des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Frank Spatz (Kassel), predigte im Abschlussgottesdienst in Moers. Er ermutigte Christen dazu, Hoffnung zu verbreiten, statt alles schlecht zu reden, die Not der Welt zu beklagen und über andere zu schimpfen. Notwendig seien vielmehr „Hoffnungsmenschen, die mit Gott rechnen, die aufstehen, Hand anlegen, Neues wagen und andere begeistern können, ebenfalls mitzugehen“.
Auf Missachtung der Sonntagsruhe liegt kein Segen
Der Direktor des Diakonissen-Mutterhauses Elbingerode (Ostharz), Pastor Reinhard Holmer, sprach im nordhessischen Frielendorf-Leimsfeld. Er warnte davor, den Sonntag als Ruhetag zu missachten. Darauf liege kein Segen. So sei es nicht verwunderlich gewesen, dass bei vielen Regierungsrunden, die an Sonntagen oft bis spät in die Nacht gedauert hätten, „wenig Nachhaltiges“ herausgekommen sei. Dies sei „leider auch unter der Führung der C-Parteien“ geschehen.
Frankfurt am Main: Gebet mit Oberbürgermeister
In Frankfurt am Main trafen sich am 14. Januar rund 70 Christen im Rathaus, um vor allem für die Lokalpolitik zu beten. Unter den anwesenden Kommunalpolitikern waren Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Bündnis 90/Die Grünen) und Stadtrat Mike Josef (SPD). Feldmann würdigte den überkonfessionellen internationalen Gottesdienst im Römer als ein starkes Zeichen der Hoffnung in den Zeiten der Pandemie. Er entspreche dem Geist der Vielfalt und Freiheit in Frankfurt. Der Vorsitzende der Frankfurter Evangelischen Allianz, Pastor David Schultze, dankte den Politikern für ihren Dienst: „Sie sind es wert, dass wir für Sie beten! Ihre Arbeit ist es wert, dass wir Sie segnen und Sie der Weisheit Gottes anvertrauen.“ An dem Gottesdienst wirkten neben Geistlichen aus Deutschland auch Pastoren aus Ägypten, Äthiopien, Iran, Philippinen, Russland und den USA mit. Mitveranstalter des Gebetstreffens war die örtliche Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK).
Hannover: „Großer Gott, wir loben dich“ im Rathaus
In Hannover beteten zehn Christen im Foyer des Rathauses. Ursprünglich hatten sie geplant, nur vor dem Gebäude für die über 11.000 Mitarbeiter der Stadtverwaltung zu beten. Doch dann habe sie der 3. Stellvertretende Bürgermeister Thomas Klapproth (CDU) hereingebeten, teilte die amtierende Vorsitzende der örtlichen Evangelischen Allianz, Pastorin Gundula Rudloff, mit. Man habe vor allem für den Zusammenhalt der Bürger während der Corona-Pandemie über alle Parteien, Nationalitäten und Religionen hinweg gebetet. Rudloff: „Zum Abschluss haben wir den Choral ‚Großer Gott, wir loben dich‘ angestimmt.“ Im oberfränkischen Hof fand das „Gebet im Rathaus“ dieses Mal digital statt. Daran nahm Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD) teil. Dieses Gebet mit Spitzenvertretern der Kommunalpolitik habe Tradition, sagte der Vorsitzende der örtlichen Evangelischen Allianz Hof, Pastor Markus Gumpfer, gegenüber IDEA. Ihm zufolge zeigte sich Döhla besonders besorgt um den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Corona-Zeiten.
Internationales Gebet in Wiesbaden
In Wiesbaden trafen sich Christen aus deutschen und internationalen Gemeinden zu einem Gebetsabend. Wie der Leiter des Teams Deutschland der Evangeliumsgemeinschaft Mittlerer Osten (EMO/Wiesbaden), Reinhold Strähler, mitteilte, ist das Treffen inzwischen eine der bestbesuchten Gebetsveranstaltungen in der hessischen Landeshauptstadt. 75 Personen seien in diesem Jahr gekommen, weitere nahmen per Livestream teil. Den Christen aus den internationalen Gemeinden liege das Gebet „sehr am Herzen“. Neun internationale Gemeinden wirkten am Programm mit. Besonders habe man für die Christen in Afghanistan, Jemen, Syrien und der Ukraine gebetet, so Strähler.
Zwölf-Stunden-Gebet in Wetzlar
Im hessischen Wetzlar wurde während der Gebetswoche das dortige Gebetshaus offiziell eröffnet. An einem Tag fand dort ein Zwölf-Stunden-Gebet statt, wie die Leiterin Désirée Wiktorski mitteilte. Von 10 bis 12 Uhr und noch einmal von 19 bis 22 Uhr trafen sich bis zu 18 Christen vor Ort, in der übrigen Zeit gab es eine Gebets-Telefonkette. Das Gebetshaus befindet sich in der „Erlöserkirche“ der Evangelisch-methodistischen Gemeinde (EmK). EmK-Gemeindepastor Steffen Klug zeigte sich gegenüber IDEA begeistert von dem Treffen: „Das war ein Geschenk Gottes. Wir hätten noch lange weiterbeten können.“
Messianisch-christliche Schabbatfeier in Erlangen
Im mittelfränkischen Erlangen trafen sich am Abend des 14. Januar via Internet 30 Christen zum Beginn des jüdischen Schabbats. Vor ihren Bildschirmen entzündeten die Teilnehmer Kerzen, um das alte jüdische Ritual in einer messianisch-christlichen Variante zu begehen, so der örtliche Allianzvorsitzende Martin Schellenberger. Wie er sagte, ist es gerade in schwierigen Zeiten wichtig, im Gebet den Blick „fest auf Jesus“ zu richten.
Wuppertal: Beten und Singen am Lagerfeuer
In Wuppertal endete die Allianzgebetswoche mit einem Gebetsspaziergang und einem anschließenden „Gebet am Lagerfeuer“. 50 Christen aus verschiedenen Gemeinden nahmen an einem Rundgang durch eine Parkanlage im Stadtteil Vohwinkel teil und hielten an drei Gebetsstationen zu den Themen Dank, Fürbitte und Hoffnung. Anschließend sangen und beteten sie gemeinsam an einem Lagerfeuer auf dem Gelände eines Kinderspielplatzes.
Allianzgebetswoche im Osten Deutschlands: Rege Beteiligung
Eine rege Beteiligung verzeichnete die Gebetswoche der Evangelischen Allianz vom 9. bis 16. Januar auch im Osten Deutschlands. In der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt standen die Veranstaltungen ganz im Zeichen des Jugendkongresses „CHRISTIVAL 22“, der dort erstmals vom 25. bis 29. Mai stattfinden wird. Wie dessen Projektleiter Chris Pahl der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA mitteilte, verantwortete die auf Initiative des „CHRISTIVAL 22“ gegründete Jugendallianz Erfurt gemeinsam mit der Allianzjugend Deutschland das Gebet für Jugendliche. 120 Teilnehmer seien vor Ort gewesen. Laut Pahl konnte man auch online mitbeten. Sowohl der Jugendgebetsabend als auch der Abschlussgottesdienst wurden aus der Thomaskirche Erfurt live gestreamt. Im Gottesdienst empfahl Pahl, sich Tage der Stille zu nehmen, um auf Gott zu hören. Dazu solle man das Mobiltelefon in den Flugmodus stellen. Außerdem bekräftigte er, dass trotz der Pandemie an der Durchführung des „CHRISTIVAL 22“ festgehalten werde. Das Programm werde man entsprechend der Lage im Mai anpassen. Die Evangelische Allianz Gera suchte den Kontakt zu Passanten in der Innenstadt. Wie der Vorsitzende und Gemeindereferent der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde „G26“, Stefan Taubmann, IDEA sagte, konnten sie ihre Anliegen und Sorgen auf „Wunsch-Wände“ schreiben und dafür beten lassen. An zwei Gebetsabenden und beim Abschlussgottesdienst habe man die Anliegen aufgegriffen. Taubmann: „In einer Stadt wie Gera, in der der überwiegende Bevölkerungsanteil keinen Bezug zu Gott oder zu einer Kirche hat, ist es umso wichtiger, in verständlicher Sprache und zeitgemäß an die Menschen heranzutreten.“
Chemnitz: Beten für Behörden
Die Evangelische Allianz Chemnitz lud unter anderem zum Freiluftgebet in der Innenstadt ein. Teilnehmer zogen vor das Rathaus, das Arbeitsamt, das Gesundheitsamt und die Ausländerbehörde, um für diese Einrichtungen und ihre Mitarbeiter zu beten. Wie der örtliche Allianzvorsitzende Stefan Meyer IDEA mitteilte, hat sich die Ortsallianz in den vergangenen Jahren etwa in Räumen der Polizei sowie der Industrie- und Handelskammer zum Gebet getroffen. Coronabedingt habe man das Gebetstreffen in diesem Jahr ins Freie verlegen müssen. Meyer: „In solchen Zeiten kann man buchstäblich spüren, dass Gott segnen will und Verantwortungsträger einer Stadt unser Gebet benötigen.“
Berlin: Freiluftgottesdienst vor dem Rathaus
Im Berliner Bezirk Reinickendorf veranstalteten Christen vor dem Rathaus einen Freiluftgottesdienst, um für die Anliegen des Bezirks und seiner Verantwortlichen zu beten. Wie der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Allianz Berlin, Lutz Röder, IDEA sagte, haben an der Veranstaltung über 50 Christen aus Landes- und Freikirchen sowie Gemeinschaften teilgenommen. Die Allianz bete schon seit mehreren Jahren während der Gebetswoche im Rathaus. Dieses Jahr fand die Veranstaltung coronabedingt im Freien statt. Besonders ermutigend sei die Anwesenheit und das Grußwort des neuen Bezirksbürgermeisters Uwe Brockhausen (SPD) gewesen. Er habe sich ausdrücklich für die Veranstaltung und die Gebete bedankt, so Röder.
Magdeburg: 24/7-Gebet
Die Evangelische Allianz Magdeburg veranstaltete ein 24/7-Gebet. Christen aus 17 Gemeinden und Werken, darunter der „SMD – Netzwerk von Christen in Schule, Hochschule und Beruf“, beteten an sieben Tagen rund um die Uhr für unterschiedliche Anliegen. Wie der Leiter der Gebetsarbeit, Clemens Fisher, sagte, ist das Gebet deshalb so wichtig, weil in Magdeburg „geistliche Not“ herrsche, da der Atheismus seit Generationen die Menschen präge. Um ihnen das Evangelium zu verkündigen, brauche man das Gebet, um sie innerlich darauf vorzubereiten. Darüber hinaus werde die Einheit der Christen durch gegenseitige Fürbitte gefördert, so Fisher.