Das erste Bibelmuseum in Bayern ist am 7. April in Nürnberg eröffnet worden. Es befindet sich im Pfarrhof neben der evangelischen Stadtkirche St. Lorenz. Die Planungszeit des 2,4 Millionen Euro-Projekts betrug zehn Jahre. Auf den beiden Etagen der rund 450 Quadratmeter umfassenden Ausstellung sind unter anderem Bibelausgaben, historische Schriften sowie 900 Jahre alte Exponate von Ausgrabungen um die Lorenzkirche zu sehen. Die Exponate stammen von privaten und öffentlichen Leihgebern sowie aus Schenkungen. Der Zugang zur Heiligen Schrift soll „niedrigschwellig“ und „mit allen Sinnen“ erlebbar sein, so die Museumsdirektorin Astrid Seichter. Besucher können historische Bibeln anfassen und über Video- und Audio-Führungen sowie an Aktivstationen Wissenswertes erfahren. In Erzählecken werden Geschichten rund um die Bibel abgespielt. Zudem können sich Besucher interaktiv und anhand von Bibelstellen auf Schautafeln mit zentralen Fragen des Glaubens auseinandersetzen, etwa warum Gott das Leid in der Welt zulässt oder ob es nach dem Tod eine Auferstehung gibt.
Landesbischof: Ohne Bibel kein Evangelium
Die zeitgemäße Vermittlung der Bibel gehöre zum „Kern des kirchlichen Auftrags“, sagte der Landesbischof der evangelischen Landeskirche in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm (München), anlässlich der Eröffnung. Ohne die Bibel wüssten Menschen „gar nichts vom Evangelium“. Sie ist laut Bedford-Strohm die beste Grundlage für ein glückliches und erfülltes Leben“. Das Bibelmuseum sei eine „echte Zukunftsinvestition“, um gerade jungen Menschen und Schulklassen den Zugang zur Bibel neu zu öffnen. Als eines der „spektakulärsten Ausstellungsstücke“ bezeichnet das Museum die Nachbildung einer überdimensionalen „Gumbertusbibel“. Das Original aus dem späten 12. Jahrhundert liegt unter Verschluss in der Universitätsbibliothek der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Im Bibelmuseum können Besucher erstmals in einer digitalisierten Version dieser „Riesenbibel“ aus dem 12. Jahrhundert blättern. Dabei wird der Text mit den historischen Illustrationen beim Umblättern auf die Seiten projiziert. Zudem sind eine jüdische Tora und ein islamischer Koran ausgestellt. Mit der Eröffnung startet auch die Sonderausstellung „Luther, Spengler und die Reformation in Nürnberg“.
20.000 Besucher jährlich erwartet
Wegen Ausgrabungen auf dem Gelände und coronabedingt musste die Eröffnung des Bibelmuseums mehrfach verschoben werden. Ab dem 8. April ist das Haus für Besucher geöffnet. Erwartet werden jährlich 20.000 Besucher. Träger ist das Bibelzentrum Bayern. Zu den Förderern gehören unter anderen die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen). Ferner unterstützen die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern und der Deutsche Verband der Archäologie das Projekt.