Rund eine Million Menschen haben im vergangenen Jahr Autobahnkirchen in Deutschland besucht. Das sagte der Referent für Autobahnkirchen bei der Akademie der Versicherer im Raum der Kirchen (VRK), Matthias Stracke-Bartholomai (Kassel), der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA auf Anfrage. Trotz der Corona-Pandemie seien die Zahlen stabil geblieben. Sie fußten auf einer Erhebung während der jährlichen Tagung der Verantwortlichen für die Autobahnkirchen seiner Akademie. Von den 44 Autobahnkirchen und -kapellen sind 19 in evangelischer, acht in katholischer und 17 in ökumenischer Trägerschaft. Sie sind in der Regel nicht weiter als etwa einen Kilometer von einer Autobahnabfahrt entfernt.
Vor allem über 50-Jährige zu Gast
Nach den Worten von Stracke-Bartholomai nutzen mehr Männer als Frauen die Autobahnkirchen, etwa Lkw-Fahrer und Geschäftsreisende. Es handele sich bei ihnen um Personen, die „sich in ihrem Leben religiös verorten“ und die Kirchen als „Angebot auf Reisen“ sähen. Das gehe aus einer älteren Studie im Auftrag der VRK hervor. Eine Mehrheit der Besucher sei älter als 50 Jahre. Zwei von fünf Besuchern bezeichneten sich als kirchlich distanziert. 30 Prozent der Gäste bleiben bis zu fünf Minuten in der Autobahnkirche, 60 Prozent bis zu zehn Minuten. In den in den Kirchen ausliegenden „Anliegenbüchern“ fänden sich oft Gebete mit der Bitte um eine sichere Fahrt oder um ein gutes Nachhausekommen. Aber auch Bitten um Heilung von Krankheiten und Frieden in der Ukraine seien eingetragen.
Wo es noch „weiße Flecken“ gibt
Wie Stracke-Bartholomai weiter sagte, gibt es vor allem in Norddeutschland noch „weiße Flecken“, also Regionen ohne Autobahnkirche. Er wisse von keinen Bestrebungen, das zu ändern. Die erste Autobahnkirche wurde 1958 bei Adelsried an der A 8 zwischen München und Stuttgart in Betrieb genommen. Die jüngste Autobahnkirche wurde 2015 in Bibra an der Autobahn A71 an der thüringisch-hessischen Grenze eingeweiht. In Österreich gibt es zwei Autobahnkirchen und je eine in der Schweiz und in Italien.
