(“Adventisten heute”-Aktuell, 13.4.2012) Jedes Bläser-Bundestreffen hat neben einem eigenen Notenbuch seine eigene Note: Das neunte vom 5. bis 9. April 2012 in Geseke-Eringerfeld (NRW, zwischen Paderborn und Lippstadt gelegen) war ein kleines, aber feines Bundestreffen. Die 180 Bläserinnen und Bläser (knapp 100 weniger als 2006 in Chemnitz) hatten sich gut vorbereitet, waren hochmotiviert und genossen es, während der Ostertage in einer besinnlichen Atmosphäre zur Ehre Gottes und zur Freude der (wenigen) Tagesgäste zu musizieren.
Es hat alles Vor- und Nachteile
Alles beieinander zu haben – Unterkünfte, Übungs- und Workshop-Räume, große Aula für Gottesdienst und Feierstunde, Mensa (mit leckerer Küche!) und ein Schloss für das öffentliche Blasen – wurde von den Teilnehmern besonders geschätzt. Der “Preis” für die Abgeschiedenheit war leider schmerzhaft: Nur sehr wenige Gemeindeglieder aus NRW fanden den Weg nach Geseke. Die es taten, erlebten einen sehr geistlichen Sabbat auf hohem musikalischen Niveau. Die es – aus welchen Gründen auch immer – nicht wagten, haben etwas sehr Wertvolles versäumt. Platz für ganze Gemeinden, die beweglich (= flexibel) genug sind, hätte es allemal gegeben!
Karfreitag-Besinnung
Bereits der Freitagabend bot beides: tiefe geistliche Besinnung und hohes musikalisches Niveau. Für Ersteres sorgte Bundesobmann Hans-Joachim Scheithauer in seiner Ansprache, die aus Bibelworten und tiefgehenden Fragen an Petrus und Pilatus bestand. Die Abendmusik brachte der Auswahlchor dar, zu dem wohl die besten adventistischen Bläserinnen und Bläser der Republik, Laien wie Berufsmusiker, gehören.
“Jesus ist dir näher, als du denkst!”
Der in vier Teilen gegliederte Sabbatgottesdienst (anbetende, lernende, fürbittende und hörende Gemeinde) vereinte Lesungen, Bibelgespräch, Gebete, viel Musik und natürlich auch eine Predigt so tief und kurzweilig, dass keiner die (fehlende) Pause vermisste. In seiner Predigt über die Begegnung der Emmaus-Jünger mit dem Auferstandenen griff NRW-Vereinigungsvorsteher Martin Knoll das Thema des 9. Bundestreffens, “Hoffnung leben”, auf.
Jesus sei uns näher, als wir denken. Er ist uns als Gemeinde näher – so unvollkommen wir uns selbst auch empfinden und es auch sind. Es sei nicht unser Versagen, wenn wir ihn nicht sehen, weil der Herr den Augenblick bestimme, in dem er sich zu erkennen gebe. Häufig sei es so wie auch bei Jakob, der nachträglich merkte: “Der Herr ist hier gewesen, und ich wusste es nicht!”
“Bläserarbeit: ein bewährtes Integrationsmodell!”
Die Feierstunde am Sabbatnachmittag war natürlich wieder ein musikalischer Genuss: Dafür sorgten nicht nur die “Profis”, die Band und die langjährigen Bläserinnen und Bläser, sondern auch die sogenannten Jungbläser, also die “Anfänger”, die altersmäßig bunt gemischt waren. Das zeigt wieder, welch integrierende Funktion die Bläserarbeit leistet, denn sie verbindet nicht nur Generationen miteinander, sondern auch Glaubensgeschwister über Vereinigungs- und Verbandsgrenzen hinaus.
Dies betonte Bundesobmann Hans-Joachim Scheithauer in seiner Festansprache, der nach 31 Jahren in dieser (nicht ausschließlichen) Aufgabe auf seinen Rentenbeginn im Jahr 2013 blickt. Seine Ansprache war eine Art Vermächtnis: Bläser dürfen nicht vergessen, dass sie Rufer im Auftrag Gottes seien. Außerdem erinnerte er auch daran, dass es viele Bläser gebe, für die das gemeinsame Musizieren in der Bläserfamilie der entscheidende Impuls gewesen sei, in der Gemeinde zu bleiben.
Teil einer noch größeren Bläserfamilie
Besondere Segenswünsche für die Bläserarbeit überbrachte persönlich der leitende Obmann des Evangelischen Posaunendienstes in Deutschland (EPiD), Pfarrer Bernhard Silaschi. Der EPiD ist der Dachverband aller deutschen Posaunenwerke und -verbände mit etwa 7000 Posaunenchören und rund 120.000 Bläserinnen und Bläser. Dem EPiD gehören 28 Mitgliedsverbände an, darunter auch die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten.
Pfarrer Silaschi lud die anwesenden (und die verhinderten) Bläserinnen und Bläser ein, sich am nächsten Deutschen Evangelischen Posaunentag vom 3.-5. Juni 2016 in Dresden zu beteiligen. Nach dem besonderen Erlebnis 2008 in Leipzig, der mit mehr als 16.000 Bläserinnen und Bläser zu einem Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde führte, hofft der EPiD, 2016 mit 20.000 Bläserinnen und Bläsern den größten Posaunenchor der Welt als Auftakt zum Reformationsjubiläum 2017 bilden zu können.
Die Bläserarbeit bleibt nicht stehen!
Auch wenn bei der “symbolischen” Verabschiedung (mit u. a. einem herrlichen Blumenstrauß für Christa Scheithauer als Dank für die Unterstützung ihres Mannes) die Stimmung etwas bedeckt war, so ist das kein Grund für lange Traurigkeit. Zum einen wird Hajo (so die liebevolle Anrede unter den Bläsern) die Bläserarbeit begleitend unterstützen, zum anderen verfügt die Musikabteilung der Freikirche über eine beachtliche Anzahl von Fachleuten, die bereits regional die Arbeit leiten und koordinieren. Für die Zuschauer war es sehr spannend zu sehen, wie sie sich am Dirigentenpult immer wieder abwechselten – für die Musizierenden sicher eine gewisse Umstellung, aber auch eine Bereicherung.
Diese Vielfalt kam auch bei einem Novum zum Tragen: Erstmalig wurden bei einem Bundestreffen auch Workshops angeboten, jeweils von den Musikbeauftragten geleitet: Blas- und Ansatztechnik, Blasen aus alten Bläserheften, Bläsermusik in der Romantik, Förderung der Jungbläser, Swing und Jazz mit dem Posaunenchor. Wenn das kein Anreiz für alle ist, die diesmal nicht dabei sein konnten (oder wollten)!
Blasen hält jung!
Beim öffentlichen Blasen am Ostersonntag vor malerischer Kulisse im Schlosshof schien die Sonne, obwohl die Wettervorhersage schlechter nicht hätte sein können. Am Sabbat hatte es noch starken Graupelschauer gegeben, nun schien die Sonne – genauso wie 2006 in Chemnitz, wo am Sabbat dicke Schneeflocken fielen, dafür am Sonntag auf der Augustusburg die Sonne uns alle erwärmte. Jedenfalls waren die Organisatoren und die Teilnehmer Gott sehr dankbar für diese Gebetserhörung.
Blasen scheint sich nicht nur sehr positiv auf die innere Stimmung der Musizierenden auszuwirken, sondern überhaupt auf deren gesamten Gesundheitszustand. Die zwei ältesten Bläser sind ein Beweis dafür: Horst Limpert ist bereits 82 und nicht nur begeistert dabei, sondern macht auch beim Posaunenchor des CVJM an seinem Wohnort Detmold mit. Und beim Musizieren im Schlosshof war die Begeisterung von Arno Patzke mit seinen 80 Jahren beim Schmettern mit dem Waldhorn nicht zu überhören, wie die Filmaufnahmen beweisen.
Geistliche Ansprache, frohe Gemeinschaft, musikalischer Genuss, professionell geleitete Fortbildung, missionarischer Einsatz der von Gott geschenkten Gaben – und dazu noch länger jung bleiben: Bläserinnen und Bläser haben es wirklich gut! (Elí Diez-Prida)
Eine Reportage dieser Veranstaltung wird im HopeChannel erstmalig am 7. Juni 2012 um 18.45 Uhr ausgestrahlt. (Danach ist der Beitrag in der Mediathek abrufbar und wird auch ein paar Mal zu unterschiedlichen Zeiten wiederholt.)
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(Fotos: edp)