Siegfried Fietz komponierte bisher 4.200 Melodien – die bekannteste zu „Von guten Mächten“ wird heute in der ganzen Welt gesungen. Vor 50 Jahren gründete der Musiker mit seiner Frau Barbara den Verlag „Abakus Musik“. Klaus Rösler stellt ihn vor.
Die Zahlen, die Barbara Fietz (77) nennt, sind beeindruckend. Vor 50 Jahren gründete die Verlagsgeschäftsführerin zusammen mit ihrem Mann, dem christlichen Sänger und Komponisten Siegfried Fietz, den Verlag „Abakus Musik“ (Greifenstein bei Wetzlar). Seitdem hat der 78-Jährige 4.200 Melodien geschrieben. Es gab 350 Plattenproduktionen, davon über 200 mit seinen Liedern. Außerdem entstanden 100 Kinderproduktionen mit seinen Werken. Etwa 70 Alben waren gemeinsame Projekte mit anderen Künstlern. Die weltweit bekannteste Melodie von Fietz ist die Vertonung des Textes „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), der im Konzentrationslager Flossenbürg ermordet wurde. Das Lied ist in 14 Sprachen erschienen und wird in 156 Ländern gesungen. Es wurde 2021 bei einem Wettbewerb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum beliebtesten Kirchenlied gewählt. Es ist bereits in viele Gesangbücher aufgenommen worden. Im Internet wurde es 15 Millionen Mal heruntergeladen.
Gute und schlechte Seiten des Internets
Viele internationale Künstler haben bei Produktionen von „Abakus Musik“ mitgewirkt, wie der Sänger Ivan Rebroff (1931–2008) bei dem „Paulus Oratorium II“, die Witwe des US-Bürgerrechtlers Martin Luther King, Coretta Scott King (1927-2006), bei „Ich habe einen Traum“ oder elf Musical-Künstler vom Broadway in New York bei dem Album „Wasser für die Welt/Living Water“, das in Zusammenarbeit mit dem Hilfswerk World Vision (Friedrichsdorf) entstanden ist. Die aufwendigste Produktion war das Album „Space Sinfonie“ mit dem US-Astronauten James Irwin (1930–1991) und dem Royal Philharmonic Orchestra (London).
„Das Internet hat dazu beigetragen, dass meine Werke weit über Deutschland hinaus bekannt geworden sind“, sagt der Musiker. Seine Ehefrau will aber auch eine negative Begleiterscheinung des Internets nicht verschweigen: „Es hat dazu geführt, dass viel weniger Tonträger verkauft werden.“ Früher hätten manche Produktionen Auflagen von bis zu 70.000 Stück erzielt – heute könne man froh sein, wenn von einer CD 5.000 Exemplare verkauft werden. Allerdings können heute auch ganze Alben von der Internetseite des Verlags heruntergeladen werden.
Ökumenisch aufgestellt
Siegfried Fietz absolviert bis zu 120 Konzerte pro Jahr – seit über zehn Jahren auch zusammen mit seinem Sohn Oliver. Sie treten nicht nur in Kirchengemeinden auf. So sang er im Mai beim Internationalen Parlamentarischen Gebetsfrühstück in Wien. Mehrmals hat er in der österreichischen Hauptstadt auch im katholischen Stephansdom gesungen. Dazu sagte Fietz: „Ich habe mich ökumenisch aufgestellt.“ Wenn er Konzerte gebe, sei das Programm im Vorfeld meist nicht festgelegt. Er reagiere gerne auf Liederwünsche aus dem Publikum. Allerdings gebe es kein Konzert, in dem er nicht „Von guten Mächten“, „Schalom, Friede sei mit euch“ zur Begrüßung und „Gottes guter Segen sei mit Euch“ zum Abschluss anstimme. Wichtiger als finanziell erfolgreich zu sein sei es ihm, den Segen Gottes zu erleben: „Den haben wir reich beschenkt bekommen.“ Er sei sehr dankbar für viel positive Resonanz.
Siegfried Fietz ist nicht nur musikalisch aktiv, sondern hat auch über 30 Plastiken und Skulpturen geschaffen, die in dem von ihm geschaffenen Park in Greifenstein-Allendorf kostenlos angeschaut werden können. Es freue ihn besonders, dass bei Besuchen oft Christen und Nichtchristen miteinander über die Bedeutung der Kunstwerke ins Gespräch kämen.
Das Ehepaar Fietz hat drei erwachsene Kinder – Sandra, Oliver und Florian – die ebenfalls im Verlag tätig sind. Der Name des Verlags stammt übrigens aus der Architektur. Die oberste Platte einer Säule heißt „Abakus“. Mit dem Namen habe man auch ausdrücken wollen, dass die Platten aus dem Verlag „auf den Säulen des Glaubens stehen“.