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20 Jahre Knigge-Rat: Schüler plädieren für gutes Benehmen im Netz

Von: nicole Datum Beitrag: 28.11.2025 Kommentare: Keine Kommentare Tags: , , , ,

Der Deutsche Knigge-Rat hat sein 20-jähriges Bestehen mit einem Schülerprojekt zur „Netiquette“ gefeiert. Rund 20 Jugendliche der Goetheschule Wetzlar entwickelten gemeinsam mit dem Gremium Vorschläge für einen respektvollen Umgang in Sozialen Medien. Im Mittelpunkt der Veranstaltung am 26. November standen die Erfahrungen der Schüler, die in Gruppenarbeit Leitlinien für das digitale Miteinander formulierten.

Goldene Regel, Cybermobbing und Digitale Courage

Die Jugendlichen diskutierten unter anderem, wie Cybermobbing begegnet werden kann und plädierten dafür, in solchen Situationen „Digitale Courage“ zu zeigen und Betroffenen aktiv beizustehen. Sie warnten vor dem unkritischen Teilen von Inhalten und riefen dazu auf, Falschmeldungen zu erkennen und anzusprechen. Weitere Empfehlungen waren der bewusste Umgang mit persönlichen Daten, der Respekt vor anderen Nutzern sowie die Orientierung an der „Goldenen Regel“: andere so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte. Mehrere Gruppen betonten zudem, dass digitale Kommunikation direkte Folgen für das reale Leben habe. Deshalb sei es wichtig, klare Grenzen zwischen Online- und Offline-Bereichen zu ziehen. Zeiten ohne Internet seien für viele ein „Luxus“, aber notwendig für Erholung und Konzentration. Die Schüler warben dafür, Hobbys zu pflegen, die ohne Smartphone auskommen. Diskutiert wurde auch über gesetzliche Altersgrenzen für Soziale Medien. Unsicher blieb jedoch, ob das tatsächliche Alter oder die persönliche Reife entscheidend sein sollte.

Analoge Erfahrungen sind wichtiger Ausgleich

Der ehemalige Vorsitzende der Evangelischen Allianz in Deutschland und Knigge-Ratsmitglied, Frank Heinrich (Chemnitz), erklärte am Rande der Veranstaltung gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA, das Gremium habe bewusst nach den Einschätzungen der jungen Generation gefragt: „Wir wollten wissen, wann es im Netz angebracht ist zu schweigen, wann man aktiv eingreifen sollte und was wir daraus lernen können.“ Aus den Ergebnissen sollen Leitlinien entwickelt werden, die Orientierung für den Alltag im Netz geben. Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete zeigte sich beeindruckt vom „reflektierten und selbstbewussten Umgang“ der Jugendlichen mit digitalen Medien. Der katholische Theologe und Philosoph Johannes Hartl (Augsburg), ebenfalls Mitglied im Knigge-Rat, hob die Bedeutung eines wertschätzenden Umgangs im Internet hervor. Gleichzeitig warb er dafür, analoge Erfahrungen nicht zu vernachlässigen. Gerade Kinder und Jugendliche sollten möglichst viel Zeit in realen Begegnungen verbringen: „Wir lernen mit Büchern und Handschrift besser als mit Tablets. Deshalb sollten wir das Analoge im digitalen Zeitalter bewusst pflegen.“

Orientierung für respektvollen Umgang

Die gemeinsam entwickelten Empfehlungen sollen in eine Handreichung für den Alltag im Netz einfließen. Der Deutsche Knigge-Rat wurde 2005 in Limburg gegründet. Das zwölfköpfige Gremium versteht seine Vorschläge nicht als starre Regeln, sondern als Orientierungshilfe für respektvolle Umgangsformen. Ihm gehören Experten aus Wirtschaft, Bildung, Kirche und Kultur an. Vorsitzender ist seit 2015 Jonathan Lösel (Bamberg). Insgesamt haben seit der Gründung rund 50 Fachleute im Rat mitgearbeitet, darunter auch der frühere Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein (Kassel).

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