Auf der Insel Sir Bani Yas im Emirat Abu Dhabi haben Archäologen ein rund 1.400 Jahre altes christliches Kreuz entdeckt. Wie die zuständige Behörde für Kultur und Tourismus mitteilte, stammt das aus Stuck gefertigte Artefakt aus der Zeit des 7. oder 8. Jahrhunderts und wurde in den Überresten eines Klosters und einer Kirche freigelegt. Wie die Tageszeitung „The National“ berichtet, liefert der Fund neue Hinweise auf eine damals offenbar florierende christliche Gemeinschaft in der Golfregion – trotz bereits stattfindender Islamisierung.
Zeugnis christlicher Präsenz im arabischen Raum
Das fast 30 cm große Kreuz zeigt regionale Motive, wie etwa einen gestuften Sockel als Symbol für den Hügel Golgatha – den Ort der Kreuzigung Jesu. Wie die leitende Archäologin Maria Gajewska erklärte, spiegelt das Artefakt damit eine lokale Ausprägung christlicher Glaubenspraxis wider: „Das Kreuz zeigt, dass Christen in der Region nicht nur präsent, sondern kulturell verwurzelt und sichtbar aktiv waren.“ Damit widerlege der Fund Annahmen, das Christentum sei in dieser Zeit bereits im Niedergang begriffen gewesen. Vielmehr deuten bauliche Überreste auf eine gut organisierte und wohlhabende Gemeinschaft hin. Erste Hinweise auf christliches Leben auf Sir Bani Yas kamen bereits bei Untersuchungen in den 1990er-Jahren ans Licht. Nun wurden die Grabungen wieder aufgenommen. Gründe für das Ende der Siedlung sind bislang unklar. Hinweise auf Zerstörung gibt es nicht. Vielmehr legen die sauberen Strukturen nahe, dass die Bewohner den Ort freiwillig verließen – in der Absicht zurückzukehren. Laut „Christian Today“ deuten historische Aufzeichnungen darauf hin, dass die frühen Christen und Muslime in der Region oft friedlich zusammenlebten, Handel trieben und ohne Konflikte miteinander interagierten.
Weitere Grabungen geplant
Der Leiter der Behörde für Kultur und Tourismus von Abu Dhabi, Mohamed Khalifa Al Mubarak, zeigte sich von den Funden begeistert und sprach von einem „kraftvollen Zeugnis für die tief verwurzelten Werte von Koexistenz und kultureller Offenheit in der Region“. Der Fund erinnere daran, dass religiöse Vielfalt historisch fest im Erbe der Vereinigten Arabischen Emirate verankert sei. Die Behörde plant weitere Grabungen an dieser Stelle. Bereits seit 2019 sind Kirche, Kloster und frühere Funde archäologisch gesichert und für Besucher zugänglich.
